Kooperation
Lektion Vierzehn: Kooperation
Kooperation ist der Anfang jeder organisierten Anstrengung. Wie bereits in der ersten Lektion dieses Kurses dargelegt, häufte Andrew Carnegie ein gigantisches Vermögen durch die kooperative Arbeit einer kleinen Gruppe von Männern an, die nicht mehr als zwanzig zählte.
In dieser Lektion richten wir die Aufmerksamkeit auf zwei Formen der Kooperation, nämlich:
Erstens: die Kooperation zwischen Menschen,
die sich zu Gruppen zusammenschließen oder Allianzen bilden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Zweitens: die Kooperation zwischen dem bewussten und dem unterbewussten Geist, die eine vernünftige Hypothese für die Fähigkeit des Menschen bildet, mit der UNENDLICHEN INTELLIGENZ in Kontakt zu treten, zu kommunizieren und aus ihr zu schöpfen.
Für jemanden, der sich mit diesem Thema noch nicht ernsthaft befasst hat, mag die vorstehende Hypothese unvernünftig erscheinen; doch folge den Belegen für ihre Stichhaltigkeit, studiere die Tatsachen, auf denen sie basiert, und ziehe dann deine eigenen Schlüsse.
Beginnen wir mit einem kurzen Überblick über den physischen Aufbau des Körpers:
"Wir wissen, dass der gesamte Körper von einem Nervennetz durchzogen ist, das als Kommunikationskanal zwischen dem innewohnenden geistigen Ich, das wir Geist nennen, und den Funktionen des äußeren Organismus dient.
DIESES NERVENSYSTEM IST DOPPELT. Das eine System, bekannt als das Sympathische, ist der Kanal für all jene Aktivitäten, die nicht bewusst durch unseren Willen gesteuert werden, wie die Tätigkeit der Verdauungsorgane, die Reparatur des täglichen Verschleißes des Gewebes und Ähnliches.
Das andere System, bekannt als das Willkürliche oder Zerebrospinale System, ist der Kanal, durch den wir bewusste Wahrnehmungen über die physischen Sinne empfangen und die Bewegungen des Körpers steuern. Dieses System hat sein Zentrum im Gehirn, während das andere sein Zentrum in der ganglionären Masse hinter dem Magen hat, dem sogenannten Solarplexus, der bisweilen als Bauchhirn bezeichnet wird. Das zerebrospinale System ist der Kanal unseres willentlichen oder bewussten mentalen Handelns, und das sympathische System ist der Kanal jenes mentalen Handelns, das unbewusst die lebenswichtigen Funktionen des Körpers unterstützt.
Somit ist das zerebrospinale System das Organ des bewussten Geistes und das sympathische das des unterbewussten Geistes.
Die Wechselwirkung von bewusstem und unterbewusstem Geist erfordert eine entsprechende Wechselwirkung zwischen den entsprechenden Nervensystemen, und eine auffällige Verbindung, durch die dies geschieht, ist der Vagusnerv. Dieser Nerv verlässt den Hirnbereich als Teil des willkürlichen Systems, und durch ihn steuern wir die Sprechorgane. Er verläuft dann weiter in den Brustraum und entsendet Äste zum Herzen und zu den Lungen; schließlich durchdringt er das Zwerchfell, verliert die äußere Hülle, die die Nerven des willkürlichen Systems kennzeichnet, und wird identisch mit jenen des sympathischen Systems, wodurch ER ZU EINEM VERBINDUNGS-GlIED zwischen beiden wird und den Menschen physisch zu einer einzigen Einheit macht.
Ebenso deuten unterschiedliche Hirnareale auf ihre Verbindung mit den objektiven bzw. subjektiven Aktivitäten des Geistes hin, und ganz allgemein gesprochen können wir den vorderen Teil des Gehirns dem ersteren und den hinteren Teil dem letzteren zuordnen, während der Zwischenbereich an den Eigenschaften beider teilhat."
"Die beste Entlohnung für das Tun ist die Fähigkeit, noch mehr zu tun." - Warren
"Die intuitive Fähigkeit hat ihr Gegenstück im oberen Hirnbereich, zwischen dem vorderen und dem hinteren Abschnitt gelegen; physiologisch gesprochen ist es hier, wo intuitive Ideen Eingang finden. Diese sind anfangs mehr oder weniger ungeformt und allgemein, werden aber dennoch vom bewussten Geist wahrgenommen; andernfalls wären wir uns ihrer gar nicht bewusst. Sodann besteht das Bestreben der Natur darin, diese Ideen in eine bestimmtere und nutzbare Form zu bringen, sodass der bewusste Geist sie ergreift und im willkürlichen Nervensystem einen entsprechenden Schwingungsstrom hervorruft, der seinerseits einen ähnlichen Strom im unwillkürlichen System induziert und DAMIT DIE IDEE DEM SUBJEKTIVEN GEIST ÜBERGIBT. Der Schwingungsstrom, der zunächst vom Gipfel des Gehirns in das Stirnhirn und so durch das willkürliche System zum Solarplexus hinabgestiegen war, kehrt sich nun um und steigt vom Solarplexus durch das sympathische System zum Hinterhirn auf; dieser Rückstrom zeigt die Tätigkeit des subjektiven Geistes an."
Würden wir den oberflächlichen Teil der Gehirnspitze entfernen, fänden wir unmittelbar darunter den glänzenden Gürtel von Hirnsubstanz, das sogenannte "Corpus callosum". DIES IST DER VEREINIGUNGSPUNKT ZWISCHEN SUBJEKTIVEM UND OBJEKTIVEM, und wenn der Strom vom Solarplexus zu diesem Punkt zurückkehrt, wird er dem objektiven Teil des Gehirns in einer frischen Form zurückgegeben, DIE ER DURCH DIE STILLE ALCHEMIE DES SUBJEKTIVEN GEISTES ERWORBEN HAT. So wird die Vorstellung, die zunächst nur vage erkannt wurde, dem objektiven Geist in einer bestimmten und brauchbaren Form zurückgegeben, und dann beginnt der objektive Geist, durch das Stirnhirn – den Bereich des Vergleichs und der Analyse – an einer klar erfassten Idee zu arbeiten und die in ihr verborgenen Möglichkeiten herauszubringen. Der Begriff "subjektiver Geist" ist gleichbedeutend mit "Unterbewusstsein", und der Begriff "objektiver Geist" entspricht dem "Bewusstsein".
Durch das Studium dieses DOPPELTEN SYSTEMS, durch das der Körper Energie überträgt, entdecken wir die genauen Punkte, an denen die beiden Systeme verbunden sind, und die Art und Weise, wie wir einen GEDANKEN vom Bewusstsein in das Unterbewusstsein übertragen können.
Dieses kooperative DOPPELTE NERVENSYSTEM ist die wichtigste Form der Kooperation, die der Mensch kennt; denn mit Hilfe dieses Systems führt das Prinzip der Evolution seine Arbeit der Entwicklung EXAKTEN DENKENS aus, wie in Lektion zehn beschrieben.
Wenn du deinem Unterbewusstsein mittels des Prinzips der Autosuggestion eine beliebige Idee einprägst, tust du dies mit Hilfe dieses DOPPELTEN NERVENSYSTEMS; und wenn dein Unterbewusstsein einen konkreten Plan zu einem Wunsch ausarbeitet, den du ihm eingeprägt hast, wird der Plan deinem Bewusstsein über eben dieses DOPPELTE NERVENSYSTEM zurückgeliefert.
Dieses kooperative Nervensystem bildet im Wortsinn eine direkte Kommunikationslinie zwischen deinem gewöhnlichen Bewusstsein und der UNENDLICHEN INTELLIGENZ.
Aus eigener Erfahrung als Anfänger in diesem Fachgebiet weiß ich, wie schwierig es ist, die hier beschriebene Hypothese zu akzeptieren; daher werde ich ihre Stichhaltigkeit auf einfache Weise veranschaulichen, die du verstehen und selbst überprüfen kannst.
Präge dir vor dem Schlafengehen den Wunsch ein, am nächsten Morgen zu einer bestimmten Uhrzeit aufzustehen, sagen wir um vier Uhr, und wenn dein Eindruck von einer POSITIVEN ENTSCHLOSSENHEIT begleitet ist, zu dieser Zeit aufzustehen, wird dein Unterbewusstsein den Eindruck registrieren und dich genau zu dieser Zeit wecken.
Nun könnte man mit Recht fragen: "Wenn ich meinem Unterbewusstsein den Wunsch, zu einer bestimmten Zeit aufzustehen, einprägen kann und es mich zu dieser Zeit weckt – warum gewöhne ich mir dann nicht an, ihm andere und wichtigere WÜNSCHE einzuprägen?" Wenn du dir diese Frage stellst und auf eine Antwort bestehst, wirst du dich dem Pfad nähern – wenn nicht ihn betreten –, der zur geheimen TÜR ZUM WISSEN führt, wie in Lektion zehn beschrieben.
Nun wenden wir uns der Kooperation zwischen Menschen zu, die sich zusammenschließen oder gruppieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. In der ersten Lektion dieses Kurses bezeichneten wir diese Art der Kooperation als organisierte Anstrengung.
Dieser Kurs berührt in nahezu jeder Lektion irgendeine Facette der Kooperation. Das war unvermeidlich, weil das Ziel des Kurses darin besteht, dem Studenten zu helfen, Macht zu entwickeln – und Macht entsteht nur durch ORGANISIERTE ANSTRENGUNG.
Wir leben in einem Zeitalter kooperativer Anstrengung. Fast alle erfolgreichen Unternehmen werden in irgendeiner Form kooperativ geführt. Dasselbe gilt für Industrie und Finanzwesen ebenso wie für die freien Berufe.
Ärzte und Anwälte haben zu gegenseitiger Hilfe und zum Schutz ihre Kammern und Verbände.
Banker verfügen über lokale und nationale Verbände zu ihrem gegenseitigen Nutzen und Fortkommen.
Einzelhändler haben zu demselben Zweck ihre Verbände. Autofahrer haben sich zu Klubs und Verbänden zusammengeschlossen.
Die Drucker haben ihre Verbände; die Klempner die ihren; die Kohlehändler die ihren. Ziel all dieser Verbände ist Kooperation. Die Arbeiter haben ihre Gewerkschaften, und diejenigen, die das Betriebskapital bereitstellen und die Arbeiterschaft anleiten, haben ihre Allianzen unter verschiedenen Namen.
Auch Nationen haben kooperative Allianzen, wenngleich sie den vollen Sinn von KOOPERATION offenbar noch nicht erkannt haben. Der Versuch des verstorbenen Präsidenten Wilson, den Völkerbund zu schaffen, gefolgt von den Bemühungen des verstorbenen Präsidenten Harding, dieselbe Idee unter dem Namen Weltgericht zu verwirklichen, zeigt die Tendenz der Zeit in Richtung Kooperation.
Es wird dem Menschen allmählich klar, dass diejenigen, die das Prinzip kooperativer Anstrengung am effizientesten anwenden, am längsten bestehen – und dass dieses Prinzip vom niedrigsten Formen tierischen Lebens bis zur höchsten Form menschlichen Strebens gilt.
Herr Carnegie, Herr Rockefeller und Herr Ford haben den Geschäftsleuten den Wert kooperativer Anstrengung gelehrt; das heißt, sie haben allen, die hinsehen wollten, das Prinzip aufgezeigt, durch das sie riesige Vermögen ansammelten.
Kooperation ist das Fundament jeder erfolgreichen Führung. Henry Fords greifbarster Vermögenswert ist die gut organisierte Händlerschaft, die er aufgebaut hat. Diese Organisation verschafft ihm nicht nur einen Absatzkanal für alle Autos, die er herstellen kann, sondern – noch wichtiger – sie verschafft ihm genügend finanzielle Kraft, um jeder sich ergebenden Herausforderung zu begegnen, wie er bereits mindestens einmal unter Beweis gestellt hat.
Aufgrund seines Verständnisses vom Wert des kooperativen Prinzips hat sich Ford aus der üblichen Abhängigkeit von Finanzinstituten gelöst und sich zugleich mit mehr wirtschaftlicher Macht ausgestattet, als er jemals nutzen kann.
Das System der Federal Reserve Banks ist ein weiteres Beispiel kooperativer Anstrengung, das die Vereinigten Staaten praktisch gegen eine Geldpanik absichert.
Filialketten bilden eine weitere Form kommerzieller Kooperation, die sowohl auf der Einkaufs- als auch auf der Vertriebsseite Vorteile bietet.
Das moderne Warenhaus – die Entsprechung einer Gruppe kleiner Läden unter einem Dach, einer Leitung und einem Overhead – ist ein weiteres Beispiel für den Vorteil kooperativer Anstrengung im Handel.
In Lektion zwölf wirst du die Möglichkeiten kooperativer Anstrengung in ihrer höchsten Form erkennen und zugleich die wichtige Rolle sehen, die sie bei der Entwicklung von MACHT spielt.
Wie du bereits gelernt hast, ist Macht organisierte Anstrengung. Die drei wichtigsten Faktoren im Prozess der Organisation von Anstrengung sind:
KONZENTRATION,
"Es ist immer Platz für den Menschen, auf den Verlass ist, dass er liefert, wann er es zugesagt hat." - Warren
KOOPERATION und KOORDINATION
Analysiere sorgfältig die folgende Gliederung dieses Kurses, und du wirst auf einen Blick die wichtigsten Faktoren sehen, die Hintergrund und Fundament von KONZENTRATION, KOOPERATION und KOORDINATION bilden:
I. Klare Hauptbestimmung (Definite Purpose)
a. Konkrete Pläne
b. Organisierte Anstrengung
c. Befähigung im gewählten Beruf
II. Selbstvertrauen
a. Genaues Selbstbild / Selbstanalyse
b. Gründlichkeit
c. Selbsterkenntnis
d. Mut
III. Initiative und Führung
a. Taktgefühl
b. Gesunder Urteilsgeist
c. Selbstdisziplin
d. Kenntnis der menschlichen Natur
e. Positive Grundhaltung
f. Entschiedenheit
IV. Vorstellungskraft (Imagination)
a. Optimismus
b. Analyse und Synthese
c. Sinn für Proportionen
d. Beobachtungsgabe
e. Vision
f. Deduktives und induktives Denken
V. Handeln
a. Gesunder Urteilsgeist
b. Entschlossenheit
c. Bereitschaft, hart zu arbeiten
d. Uneigennütziger Ehrgeiz
"Erkenne einen Bedarf und erfülle ihn – so baut man ein Unternehmen." - Warren
VI. Enthusiasmus
a. Ausgewogenheit
b. Gesunder Urteilsgeist
c. Gesundheit
VII. Selbstbeherrschung
a. Haltung / Gelassenheit
b. Anpassung an die Umgebung
c. Willenskraft
d. Geduld
e. Koordination der Anstrengung
VIII. Mehr tun, als bezahlt wird
a. Bereitschaft zu dienen
b. Großzügigkeit
c. Kenntnis von Ursache und Wirkung
IX. Anziehende Persönlichkeit
a. Gepflegtes Äußeres
b. Gesundheit
c. Redegewandtheit
d. Menschenliebe
e. Taktgefühl
X. Genaues Denken
a. Beachtung von Gesetz und Beweis
b. Analyse und Synthese
c. Bereitschaft, Tatsachen anzuerkennen
d. Aufgeschlossenheit
e. Bildung – allgemein; spezialisiert
XI. Konzentration
a. Haltung / Gelassenheit
b. Ausdauer
c. Meditation
d. Gebet (oder Affirmation)
XII. Toleranz
a. Aufgeschlossenheit
b. Nachsicht
c. Gerechtigkeitssinn
d. Mitgefühl
e. Durst nach Wahrheit
XIII. Scheitern
a. Rückblickende Analyse
b. Innenschauende Analyse
c. Vergleich von Menschen und Ereignissen
d. Geschulte Erinnerung
e. Kenntnis des Evolutionsprozesses
f. Kenntnis von Ursache und Wirkung
XIV. Kooperation
a. Bereitschaft zur Teamarbeit
b. Kenntnis natürlicher Gesetze
c. Anpassung an die Umgebung
d. Kenntnis der Ökonomie
XV. Die Goldene Regel
a. Ehrlichkeit
b. Menschenliebe
c. Bereitschaft zu vergeben
d. Kenntnis natürlicher Gesetze
e. Anerkennung der wechselseitigen Abhängigkeit der Menschen
Die obige Gliederung solltest du beim Ausfüllen der Selbstanalyse-Tabelle am Ende von Lektion fünfzehn zum Vergleich vor dir haben.
Bevor du dich selbst bewertest, solltest du möglichst genau bestimmen, in welchem Maße du die unter jedem der fünfzehn Hauptpunkte beschriebenen Qualitäten besitzt. Dieses Vorgehen wird deine Schwächen offenlegen und zeigen, wohin du deine intensivste Anstrengung zur Selbstentwicklung richten solltest.
Du wirst feststellen, dass alle in den Unterpunkten der obigen Tabelle beschriebenen Qualitäten POSITIVER Natur sind. Dies sind die Qualitäten, die für das Erreichen von Erfolg unerlässlich sind. Einige davon besitzt du bereits. Andere kannst du entwickeln.
Bevor du intelligent dazu übergehen kannst, die als wesentlich für ERFOLG beschriebenen Qualitäten zu entwickeln, musst du verstehen, was sie sind und welche Funktion jede einzelne genau erfüllt. Daher definieren wir nun die Bedeutung der Begriffe, mit denen diese Qualitäten beschrieben wurden.
DEFINITION UND ERLÄUTERUNG DER BEGRIFFE
LEKTION EINS – KLARE HAUPTBESTIMMUNG
KLARE PLÄNE: Der Weg zur Erreichung deiner klaren Hauptbestimmung muss mit Plänen beschritten werden, die so bestimmt, klar definiert und fest in deinem Geist verankert sind wie der Zweck selbst. Lediglich eine klare Bestimmung zu fassen und dann zu warten, dass sie sich durch äußere Umstände materialisiert, genügt nicht. Mit anderen Worten, man muss sich angewöhnen, alles, was man tut, mit klar definierten Plänen zu tun. Nichts darf dem "Glück" oder "Zufall" überlassen werden. Den Beginn dieser Gewohnheit legt man am besten bei den kleinen Details der täglichen Arbeit.
ORGANISIERTE ANSTRENGUNG: Wie an anderer Stelle dieses Kurses bereits erläutert, bedeutet organisierte Anstrengung, dass man die strategische Fähigkeit entwickelt, die eigenen Bemühungen so zu lenken, dass man das Gesetz der steigenden Erträge nutzt. Das erfordert kooperative Fähigkeiten höchsten Ranges.
BEFÄHIGUNG IM GEWÄHLTEN BERUF: Damit ist gemeint, dass die eigene klare Hauptbestimmung im Einklang mit der eigenen Ausbildung und Schulung stehen muss. Ist die Bestimmung dem eigenen Können nicht angemessen, ist es offensichtlich, dass man zuerst mehr Fähigkeit entwickeln muss, bevor man hoffen kann, das Ziel dieser Bestimmung zu erreichen.
"Ein gewisses Maß an Gegenwind hilft einem Menschen sehr. Denke daran: Ein Drache steigt gegen den Wind – nicht mit ihm."
LEKTION ZWEI – SELBSTVERTRAUEN
GENAUE SELBSTANALYSE: Man muss ein genaues Inventar des eigenen Könnens erstellen. Das bedeutet auch, Temperament, natürliche Anlagen und Neigungen zu erfassen. Kurz: Ein Mensch muss "seine Ware kennen", bevor er sie bestmöglich verkaufen kann.
GRÜNDLICHKEIT: Diese Eigenschaft bedeutet kurz gesagt, die Gewohnheit zu entwickeln, alles zu Ende zu bringen, was man beginnt.
SELBSTERKENNTNIS: Man muss die eigenen Schwächen und Tugenden kennen, um sich vor den einen zu schützen und die anderen zu entwickeln. Konkret heißt das auch, die eigenen vererbten Tendenzen zu verstehen – jene, die sowohl durch physische als auch soziale Vererbung erworben wurden.
MUT: Die Bedeutung ist offensichtlich. Man muss furchtlos genug sein, Widerständen jeder Art zu begegnen, und über genügend Kampfgeist verfügen, um die gewöhnlichen Hindernisse zu meistern, denen man auf dem Weg zur Erreichung einer klaren Bestimmung begegnet.
LEKTION DREI – INITIATIVE UND FÜHRUNG
TAKTGEFÜHL: Die Bereitschaft zu "geben und zu nehmen". Umgang mit anderen in einer Weise, die mit ihrer Natur harmoniert. Sorgfältiges Vermeiden von Worten und Taten, die andere vor den Kopf stoßen.
GESUNDER URTEILSGEIST: Das, was man gemeinhin "Hausverstand" nennt. Urteilsbildung, die sich am konkreten Problem orientiert – nicht an "Schema F". Urteilen, das aus der Kenntnis aller Fakten zum vorliegenden Problem erwächst. Bedacht und frei von Voreingenommenheit.
SELBSTDISZIPLIN: Kein Mensch kann andere effizient führen, bevor er gelernt hat, sich selbst zu führen. Gemeint ist: frei von Gier, Egoismus, Habsucht und Eitelkeit.
KENNTNIS DER MENSCHLICHEN NATUR: Fähigkeit, andere zutreffend zu analysieren, und der Mut, in ihnen das zu sehen, was da ist – nicht das, was man gerne sähe. Mancher scheitert durch fehlplatziertes Vertrauen, weil er Qualitäten in anderen sieht, die nicht vorhanden sind. Charakter eines Menschen ist für jeden lesbar – im Ausdruck der Augen, im Ton der Stimme, in der Körperhaltung, in der Kleidung, in den Taten. Es gibt keine feste Regel, diese Zeichen zu deuten; jeder muss seine eigene Methode entwickeln.
POSITIVE GRUNDHALTUNG: Das bedeutet, Pessimismus, Zweifel, Angst, Zynismus und Aufschieberitis durch ihre Gegenteile zu ersetzen.
ENTSCHIEDENHEIT: Eine Entscheidung ohne Wankelmut; eindeutig, mit nur einer möglichen Interpretation.
LEKTION VIER – VORSTELLUNGSKRAFT
OPTIMISMUS: Freiheit von Zynismus und Zweifel. Erwartung, dass Untersuchung das Beste zutage fördert – nicht das Schlechteste. Heiterkeit. Der Blick für die positive Seite aller Umstände.
ANALYSE UND SYNTHESE: Die Gewohnheit, ein Problem aus allen denkbaren Blickwinkeln zu betrachten. Die Praxis, Fakten offenzulegen und ihre Beziehungen zueinander zu studieren.
SINN FÜR PROPORTIONEN: Die Gewohnheit, Fakten zu vergleichen und sie zu einem harmonischen, ausgewogenen Plan zu ordnen.
BEOBACHTUNG: Die Gewohnheit, die Natur aller Fakten und Umstände festzustellen, die mit den eigenen Plänen zusammenhängen oder sie beeinflussen.
VISION: Die Fähigkeit, alte Ideen in eine neue Kombination oder einen klaren Plan zu bringen und sowohl induktiv als auch deduktiv zu denken, um die mögliche Wirkung einer gegebenen Ursache im Voraus zu bestimmen.
DEDUKTIVES UND INDUKTIVES DENKEN: Deduktion bedeutet vom Bekannten zum Unbekannten zu schließen; alle Fakten eines Problems aus den bekannten Fakten zu gewinnen. Induktion stützt sich auf Annahmen bzw. vermutete Fakten.
"Ein Pfennig dicht vor dem Auge verdeckt eine Truhe voll Gold in drei Metern Entfernung." - Warren
LEKTION FÜNF – HANDELN
GESUNDER URTEILSGEIST: (Siehe frühere Erläuterung).
ENTSCHLOSSENHEIT: Der Wille, alle bekannten Wege und Mittel auszuschöpfen, um das Objekt der eigenen Wünsche zu erreichen; "Dranbleiben".
ARBEITSBEREITSCHAFT: Offensichtlich: Freiheit vom Wunsch nach "etwas für nichts".
UNEIGENNÜTZIGER EHRGEIZ: Ehrgeiz, der auf Leistung beruht – nicht darauf, auf Kosten anderer zu profitieren.
LEKTION SECHS – ENTHUSIASMUS
GLEICHGEWICHT: Mentales Gleichmaß. Innerhalb der Grenzen der Vernunft bleiben; Beachtung der Naturgesetze und der Rechte anderer.
GESUNDER URTEILSGEIST: (Siehe frühere Erläuterung).
GESUNDHEIT: Freiheit von "lästigen Symptomen" ohne reale Grundlage und von organischen Schwächen.
LEKTION SIEBEN – SELBSTBEHERRSCHUNG
HALTUNG / GELASSENHEIT: Freiheit von Nervosität und Angst.
ANPASSUNG AN DIE UMGEBUNG: Fähigkeit, mit anderen zu kooperieren, ohne Reibung oder Gegnerschaft zu erzeugen.
WILLENSKRAFT: Entschlossenheit, Wünsche ungeachtet des nötigen Aufwands in Realität zu verwandeln.
"Ich glaube an die bessere Seite des Menschen, der etwas TUT – nicht an den, der erklärt, warum er es nicht getan hat."
GEDULD: Herrschaft über Sorge, Unruhe und Nervosität.
KOORDINATION DER ANSTRENGUNG: Ordnungsgemäßes Vorgehen mit Hilfe ausgereifter Pläne.
LEKTION ACHT – MEHR TUN, ALS BEZAHLT WIRD
DIENSTBEREITSCHAFT: Uneigennützige Liebe zum Dienen zugunsten anderer, basierend auf der Kenntnis des Entlohnungsgesetzes.
GROSSZÜGIGKEIT: Bereitschaft, anderen zu helfen, ohne direkte monetäre Gegenleistung zu erwarten; im Wissen, dass solche Hilfe einen positiven Charakter im Helfenden formt und damit bereits Belohnung in sich trägt.
URSACHE UND WIRKUNG: Selbsterklärend. Wer sich angewöhnt, mehr zu tun, als wofür er bezahlt wird, wird irgendwann für mehr bezahlt, als er tut.
LEKTION NEUN – ANZIEHENDE PERSÖNLICHKEIT
GEFLEGTES ÄUSSERES: Auswahl von Kleidung, die zum Beruf passt und mit Persönlichkeit und Erscheinung harmoniert.
GESUNDHEIT: (Siehe frühere Erläuterung).
REDEGEWANDTHEIT: Fähigkeit, korrekt und mit Ernsthaftigkeit zu sprechen, die überzeugt.
MENSCHENLIEBE: Bereitschaft, Freude und Kummer mit anderen zu teilen; echtes Interesse an ihren geschäftlichen, persönlichen oder sozialen Anliegen.
TAKTGEFÜHL: (Siehe frühere Erläuterung).
LEKTION ZEHN – GENAUES DENKEN
BEACHTUNG DER BEWEISREGEL: Fähigkeit, zwischen Tatsachen und bloßen Hörensagen-Informationen zu unterscheiden.
ANALYSE UND SYNTHESE: Fähigkeit, Fakten zu ordnen, zu klassifizieren und zu koordinieren; die Bestandteile eines Problems zu bestimmen; induktiv und deduktiv zu schließen; Wirkungen an ihren Ursachen und Ursachen an ihren Wirkungen zu erkennen.
BEREITSCHAFT, TATSACHEN ANZUERKENNEN: Freiheit von Voreingenommenheit; Wunsch nach Wahrheit unabhängig von Quelle oder Wirkung ihrer Entdeckung.
AUFGESCHLOSSENHEIT: Ein Geist, der sich der Logik oder Wahrheit nie verschließt; der eine vernünftige Hypothese als Tatsache akzeptieren kann; ein Geist, der sein Urteil aussetzt, bis eine angemessene Grundlage besteht.
BILDUNG – ALLGEMEIN; SPEZIALISIERT: Allgemeinwissen zu den wesentlichen Kräften des Lebens (Biologie, Psychologie, Physiologie, Physik, Astronomie, Geschichte, Botanik, Philosophie, Weltkunde), das den Geist bildet und den Hintergrund für Spezialbildung liefert. "Spezialisierte Bildung" bezieht sich auf Ausbildung für einen konkreten Beruf. Allgemeinbildung ist für genaues Denken wichtiger als Spezialbildung. Wer genau denken will, muss "belesen" sein.
LEKTION ELF – KONZENTRATION
HALTUNG / GELASSENHEIT: (Siehe frühere Erläuterung).
AUSDAUER: Willenskraft, an einer Sache dranzubleiben, bis sie gemeistert und den eigenen Plänen angepasst ist; Gewohnheit, alles zu Ende zu bringen.
MEDITATION: Gewohnheit, vergangene Erfahrungen still zu vergleichen; Körper zu entspannen und den Geist ruhen zu lassen, damit das Unterbewusstsein seine Pläne und Schlüsse dem Bewusstsein als "Eingebung" übergeben kann.
GEBET (ODER AFFIRMATION): Bitte um göttliche Führung – basierend auf Glauben oder dem Wissen um die Schöpferkraft des Denkens (Lektion zehn).
LEKTION ZWÖLF – TOLERANZ
AUFGESCHLOSSENHEIT: (Siehe frühere Erläuterung).
NACHSICHT: Geduld mit jenen, deren Ansichten nicht mit den eigenen harmonieren.
GERECHTIGKEITSSINN: Selbsterklärend.
MITGEFÜHL: Selbsterklärend.
DURST NACH WAHRHEIT: Wunsch nach Wahrheit, ungeachtet ihrer Form oder ihrer Folgen für die eigenen Interessen oder Ansichten.
LEKTION DREIZEHN – SCHEITERN
RÜCKBLICKENDE ANALYSE: Gewohnheit, vergangene Erfahrungen nach längerer Zeit zu studieren und zu vergleichen.
INNENSCHAUENDE ANALYSE: Gewohnheit, die eigenen wechselnden Stimmungen zu studieren, um ihre psychologischen Ursachen zu erkennen.
VERGLEICH VON MENSCHEN UND EREIGNISSEN: Gewohnheit, Ursache und Wirkung anhand der Taten und Erfahrungen anderer zu studieren.
GESCHULTE ERINNERUNG: Erinnerung, die jedes beweiskräftige Fragment bewahrt, um aus der Vergangenheit zu lernen.
KENTNIS DES EVOLUTIONSPROZESSES: Verständnis des Gesetzes des Wachstums, durch das Kraft und Macht aus Widerstand entstehen.
URSACHE UND WIRKUNG: Selbsterklärend. Gewohnheit, Ursachen durch Analyse ihrer Wirkungen zu ermitteln – und umgekehrt.
LEKTION VIERZEHN – KOOPERATION
BEREITSCHAFT ZUR TEAMARBEIT: Offensichtlich: Ohne Teamarbeit keine Kooperation.
KENNTNIS NATÜRLICHER GESETZE: Fähigkeit, zu erkennen, dass alles tierische und pflanzliche Wachstum Ergebnis der Kooperation zwischen Naturgesetzen ist – und die Intelligenz, daraus zu lernen, dass Menschen individuell durch Kooperation profitieren.
ANPASSUNG AN DIE UMGEBUNG: (Siehe frühere Erläuterung).
KENNTNIS DER ÖKONOMIE: Selbsterklärend. Wer ökonomische Zusammenhänge versteht, erkennt, dass Kooperation allen Beteiligten Vorteile bringt.
LEKTION FÜNFZEHN – DIE GOLDENE REGEL
EHRLICHKEIT: Selbsterklärend.
MENSCHENLIEBE: (Siehe frühere Erläuterung).
BEREITSCHAFT ZU VERGEBEN: Freiheit vom Geist der Rachsucht.
KENNTNIS NATÜRLICHER GESETZE: (Siehe frühere Erläuterung).
ANERKENNUNG DER WECHSELSEITIGEN ABHÄNGIGKEIT DER MENSCHEN: Die bestehende soziale Integration macht alle Menschen voneinander abhängig; absolute Unabhängigkeit ist nicht nur unerreichbar, sondern widerspricht dem Wohle der Menschheit. Daraus folgt, dass es klug ist, die Goldene Regel allen Beziehungen zugrunde zu legen. Wer die wechselseitige Abhängigkeit anerkennt, erkennt auch die Stimmigkeit der Goldenen Regel und die Vorteile, die all jenen erwachsen, die sie zur Basis ihrer Beziehungen machen.
"Erklärungen erklären nichts, solange du den Auftrag nicht spezifikationsgemäß erledigst – dann brauchst du auch nicht zu erklären."
In dieser Lektion hast du einen kurzen Überblick über die Themen und Faktoren erhalten, aus denen dieser Kurs besteht. Die Analyse dieser Themen führt zu der unausweichlichen Schlussfolgerung, dass KOOPERATION, KONZENTRATION und KOORDINATION wesentliche Faktoren beim Erlangen von Macht sind.
Nun wollen wir veranschaulichen, wie die MACHT, die durch die fünfzehn Hauptfaktoren dieses Kurses entwickelt werden kann, in den praktischen Angelegenheiten des Lebens angewandt wird. Bestimmen wir zudem, ob alle diese fünfzehn Faktoren in der Praxis erforderlich sind.
Nehmen wir als Beispiel, um den Wert dieser fünfzehn Faktoren zu prüfen, das Thema Verkauf – ein nahezu universelles Thema.
Um Waren oder Dienstleistungen zu verkaufen, muss der Verkäufer eine KLARE HAUPTBESTIMMUNG im Sinn haben; außerdem einen KLAREN PLAN, das Ziel dieser Bestimmung zu erreichen.
Der erfolgreiche Verkäufer muss SELBSTVERTRAUEN haben. Ohne diese Qualität ist er geschlagen, bevor er beginnt. Ohne sie erkennt er nicht nur die Begrenzungen und Einwände, hinter denen sich sein potenzieller Käufer verschanzen könnte, sondern ER ERSCHAFFT DIESE HINDERNISSE IN SEINEM EIGENEN GEIST.
Der erfolgreiche Verkäufer muss INITIATIVE ergreifen und über FÜHRUNGSFÄHIGKEIT verfügen, um potenzielle Käufer zu finden und die Verhandlung zu dominieren, bis der Abschluss erfolgt ist.
Der erfolgreiche Verkäufer braucht VORSTELLUNGSKRAFT, um im Geist des potenziellen Käufers ein klares, anziehendes Bild seiner Ware zu zeichnen.
Der erfolgreiche Verkäufer braucht AUSDAUER und muss ein MENSCH DER TAT sein; er muss die Offensive übernehmen – nicht in die Defensive geraten.
Der erfolgreiche Verkäufer muss über seine Ware BEGEISTERT sein, bevor er Interesse im Geist des potenziellen Käufers wecken kann.
Der erfolgreiche Verkäufer muss SELBSTBEHERRSCHUNG besitzen, sonst verliert er die Offensive und findet sich in einer defensiven Position wieder.
Der erfolgreiche Verkäufer muss BEREIT SEIN, MEHR ZU TUN, ALS ER BEZAHLT BEKOMMT, und auf das Gesetz der Durchschnittswerte bauen, das ihm für all seine Anstrengungen eine angemessene Rendite bringt.
Der erfolgreiche Verkäufer muss eine ANZIEHENDE PERSÖNLICHKEIT haben – besonders bei starker Konkurrenz.
Der erfolgreiche Verkäufer muss GENAU DENKEN können, denn seine Argumente müssen auf solider Logik beruhen; zudem muss er anhand des Verhaltens des Interessenten "spüren" können, welche Wirkung seine Argumente haben.
Der erfolgreiche Verkäufer muss seinen Geist und all seine Bemühungen auf die Sache konzentrieren, bis der Abschluss getätigt ist. Ein "wandernder Geist" schließt keinen Verkauf ab.
Der erfolgreiche Verkäufer muss den potenziellen Käufer von seinem Wunsch überzeugen, ZU BEIDERSEITIGEM VORTEIL ZU KOOPERIEREN.
Der erfolgreiche Verkäufer muss seine Bemühungen regelmäßig auswerten und aus seinen FEHLERN lernen. Kein verlorener Verkauf bleibt ohne Zuwachs an Wissen, das ihm künftig nützt.
Der erfolgreiche Verkäufer muss TOLERANT sein. Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Interessenten gehören in den Hintergrund oder ganz aus dem Sinn. Abschlüsse entstehen aus der Übereinstimmung der Köpfe von Käufer und Verkäufer – nicht aus Debatten über Themen, in denen sie uneins sind.
Der erfolgreiche Verkäufer muss die GOLDENE REGEL in allen Geschäften praktizieren, sonst gibt es keine Wiederholungskäufe.
Welche zusätzlichen Qualitäten braucht der erfolgreiche Verkäufer noch? Vielleicht monierst du, es sei nichts über die Notwendigkeit gesagt, dass ein Verkäufer seine Ware kennen müsse; studiere die Gliederung dieses Kurses und du findest diese scheinbare Lücke als "Befähigung im gewählten Beruf" in Lektion eins – und als "Analyse und Synthese" in Lektion zehn.
Vielleicht monierst du dann, es sei nichts über die Notwendigkeit gesagt, dass ein Verkäufer seinen Interessenten kennen müsse; du findest diese Anforderung als "Kenntnis der menschlichen Natur" in Lektion drei.
Wenn du glaubst, ein Verkäufer könnte ohne einen oder mehrere der fünfzehn Hauptpunkte dieses Kurses erfolgreich sein – welchen würdest du streichen?
Eines der Hauptziele dieses Kurses ist, GEDANKEN anzuregen. Wie eingangs der ersten Lektion gesagt: Dieser Kurs ist kein Allheilmittel und keine "Abkürzung" zum ERFOLG. Er ist vielmehr ein Fundament, auf dem der Student durch analytisches DENKEN seinen eigenen Tempel des Wissens errichten kann.
Nachfolgend findest du eine Liste von Büchern, die ich als besonders hilfreich und zum Denken anregend empfunden habe; daher empfehle ich sie Studenten, die erkennen, dass kein Autor "das letzte Wort" zum universellen Thema ERFOLG schreiben kann und dass BILDUNG ein nie endender Prozess aus Studium, Experimentieren, Forschung und DENKEN ist.
EMERSONS ESSAYS
THE ASCENT OF MAN (HENRY P. DRUMMOND)
THE EDINBURGH LECTURES ON MENTAL SCIENCE (T. TROWARD)
THE OUTLINE OF SCIENCE (PROF. J. ARTHUR THOMSON)
THE SCIENCE OF POWER (BENJAMIN KIDD)
HEART THROBS (JOE MITCHELL CHAPPLE)
THE ORIGIN OF SPECIES (DARWIN)
DIE PSYCHOLOGISCHEN WERKE VON (DAVID V. BUSH)
WIE DURCH KOOPERATION MACHT ENTSTEHT
Wie wir gesehen haben, ist Macht organisierte Anstrengung bzw. Energie. Persönliche Macht wird entwickelt, indem man die Fähigkeiten des Geistes entwickelt, organisiert und koordiniert. Das lässt sich erreichen, indem man die fünfzehn Grundprinzipien dieses Kurses meistert und anwendet. Das notwendige Vorgehen, um diese Prinzipien zu meistern, wird in den fünfzehn Lektionen umfassend beschrieben.
Die Entwicklung persönlicher Macht ist nur der erste Schritt zur Erschließung der potenziellen Macht, die über verbundene Anstrengung bzw. Kooperation – also Gruppenmacht – verfügbar ist.
Es ist bekannt, dass alle Männer, die große Vermögen angesammelt haben, als fähige "Organisatoren" galten; sie verstanden, die kooperative Anstrengung anderer zu gewinnen, die Talente und Fähigkeiten einbrachten, die sie selbst nicht besaßen.
Das Hauptziel dieses Kurses ist, die Prinzipien organisierter und kooperativer – verbundener – Anstrengung so zu entfalten, dass der Student ihre Bedeutung begreift und sie zur Grundlage seiner Philosophie macht.
Betrachte ein beliebiges Geschäft oder einen Beruf: Du wirst feststellen, dass es nur am Mangel an Anwendung organisierter und kooperativer Anstrengung scheitert. Zur Illustration diene der juristische Beruf.
Besteht eine Kanzlei aus nur einem "Geistestyp", ist sie stark benachteiligt – selbst wenn sie aus einem Dutzend fähiger Männer dieses Typs besteht. Das komplexe Rechtssystem erfordert eine größere Vielfalt an Talenten, als ein Einzelner bereitstellen kann.
Somit reicht bloße Organisation nicht aus, um überragenden Erfolg zu sichern; die Organisation muss aus Personen bestehen, die jeweils spezielles Talent einbringen, das der Rest nicht besitzt.
Eine gut organisierte Kanzlei umfasst Spezialisten für die Fallaufbereitung – Menschen mit Vision und Vorstellungskraft, die wissen, wie man Recht und Beweise zu einem tragfähigen Plan harmonisiert. Solche sind nicht immer in der Lage, einen Prozess zu führen; daher braucht es ebenso Spezialisten für das Verfahren vor Gericht. Geht man weiter, zeigt sich: Es gibt viele unterschiedliche Fallarten, die jeweils verschiedene Spezialisierungen sowohl in Vorbereitung als auch Verhandlung erfordern. Ein Spezialist für Gesellschaftsrecht ist u. U. nicht auf Strafverfahren vorbereitet.
Bei der Gründung einer Partnerschaft würde derjenige, der die Prinzipien ORGANISIERTER, KOOPERATIVER ANSTRENGUNG versteht, sich mit Spezialisten für alle Rechtsgebiete umgeben, in denen die Kanzlei tätig sein will. Wer das Potenzial dieser Prinzipien nicht begreift, wählt Partner eher nach Sympathie oder Bekanntschaft als nach fachlicher Ergänzung aus. Das Thema organisierte Anstrengung wurde in früheren Lektionen behandelt; hier wird es erneut aufgegriffen, um die Notwendigkeit von Allianzen zu verdeutlichen, in denen alle für das Ziel benötigten Talente vorhanden sind.
In fast jedem Unternehmen braucht es mindestens drei Talente: Einkäufer, Verkäufer und Finanzkundige. Organisieren und KOORDINIEREN diese drei Gruppen ihre Anstrengungen, erschließen sie durch KOOPERATION MACHT, die keiner allein besitzt.
Viele Unternehmen scheitern, weil alle Beteiligten entweder Verkäufer, oder Finanzleute, oder Einkäufer sind. Die besten Verkäufer sind von Natur aus optimistisch, enthusiastisch und emotional; fähige Finanzleute sind meist nüchtern, bedächtig, konservativ. Beide braucht es – aber jede Gruppe für sich ist "zu viel" ohne Korrektiv der anderen.
Es gilt allgemein, dass James J. Hill der effizienteste Eisenbahnbauer Amerikas war; doch er war weder Bauingenieur noch Brückenbauer noch Lokführer noch Maschinenbauer noch Chemiker – obgleich all dies für Eisenbahnbau wesentlich ist. Hill verstand ORGANISIERTE ANSTRENGUNG und KOOPERATION und umgab sich daher mit Männern, die all die Fähigkeiten besaßen, die ihm fehlten.
Das moderne Warenhaus ist ein glänzendes Beispiel ORGANISIERTER, KOOPERATIVER ANSTRENGUNG.
Jede Abteilung wird von jemandem geführt, der Einkauf und Absatz der betreffenden Ware versteht.
Hinter allen Abteilungsleitern steht ein Generalstab aus Spezialisten für Einkauf, Verkauf, Finanzierung und Menschenführung. Diese ORGANISATION stellt Einkaufskraft und Verkaufskraft bereit, wie sie die einzelne Abteilung getrennt nie hätte.
Die Vereinigten Staaten sind eine der reichsten und MÄCHTIGSTEN Nationen der Welt. Bei Analyse zeigt sich: Diese Macht erwuchs aus der KOOPERATIVEN ANSTRENGUNG der Bundesstaaten.
Um diese Macht zu bewahren, beschloss der unsterbliche Lincoln, die Mason-Dixon-Linie auszulöschen.
DIE BEWAHRUNG DER UNION WAR IHM WEIT WICHTIGER ALS DIE BEFREIUNG DER SÜDSTAATEN-SKLAVEN. Wäre es anders gewesen, stünde Amerikas heutiger Rang unter den Nationen anders da.
Dasselbe Prinzip KOOPERATIVER ANSTRENGUNG stand Woodrow Wilson vor Augen, als er den Völkerbund plante. Er sah darin ein Mittel, Kriege zwischen Nationen zu verhindern – wie Lincoln darin das Mittel sah, die Anstrengungen der Amerikaner zu harmonisieren und so die Union zu erhalten.
So zeigt sich: Das Prinzip ORGANISIERTER KOOPERATIVER ANSTRENGUNG, durch das der Einzelne persönliche Macht entwickelt, ist dasselbe, das Gruppenmacht hervorbringt.
Andrew Carnegie dominierte mühelos die Stahlbranche, weil er das Prinzip ORGANISIERTER, KOOPERATIVER ANSTRENGUNG nutzte und sich mit erstklassigen Finanzleuten, Chemikern, Verkaufsleitern, Rohstoff-Einkäufern, Logistikexperten und anderen für die Branche essenziellen Kräften umgab. Er organisierte diese "Kooperateure" zu dem, was er "Mastermind" nannte.
Jede große Universität belegt die Notwendigkeit ORGANISIERTER, KOOPERATIVER ANSTRENGUNG. Die Professorenschaft besteht aus hochspezialisierten, aber sehr unterschiedlichen Talenten: Literatur, Mathematik, Chemie, Ökonomie, Medizin, Recht usw. Die Universität als Ganzes ist eine Gruppe von Fakultäten, deren Effizienz durch verbundene – KOOPERATIVE – Anstrengung unter einer Leitung stark gesteigert wird.
Analysiere MACHT – wo immer du sie findest – und du wirst ORGANISATION und KOOPERATION als Hauptfaktoren entdecken. Von der niedrigsten Vegetationsform bis zur höchsten Tierform – dem Menschen.
Vor der Küste Norwegens befindet sich der berühmteste, unwiderstehliche Mahlstrom der Welt. Dieser gewaltige Strudel hat niemals ein Opfer freigegeben, das in seinen kreisenden, schäumenden Arm geriet.
Ebenso unabwendbar ist das Verderben jener Unglücklichen, die in den großen Lebens-Mahlstrom geraten, auf den alle zutreiben, die das Prinzip ORGANISIERTER KOOPERATIVER ANSTRENGUNG nicht verstehen. Wir leben in einer Welt, in der das Gesetz vom Überleben der Tüchtigsten überall sichtbar ist. Tüchtig sind jene, die MACHT haben – und Macht ist ORGANISIERTE ANSTRENGUNG.
Unglücklich ist, wer aus Unwissen oder Eitelkeit glaubt, das Meer des Lebens im fragilen Kahn der Unabhängigkeit zu befahren. Er wird entdecken, dass es gefährlichere Mahlströme gibt als unfreundliche Wasser. Alle Naturgesetze und -pläne beruhen auf harmonischer, KOOPERATIVER ANSTRENGUNG – wie alle, die hohe Plätze in der Welt erreichten, erkannten.
Überall, wo Menschen in unfreundlichem Kampf stehen – welche Art und Ursache auch immer –, ist einer dieser Mahlströme nahe.
Erfolg im Leben wird nur durch friedliche, harmonische, KOOPERATIVE ANSTRENGUNG erreicht. Auch nicht im Alleingang. Selbst ein Einsiedler ist abhängig von Kräften außerhalb seiner selbst; je mehr er Teil der Zivilisation ist, desto abhängiger wird er.
Ob Tagelöhner oder Rentier – der Mensch verdient leichter mit freundlicher KOOPERATION. Wer seine Philosophie auf KOOPERATION statt KOMPETITION gründet, wird nicht nur Notwendiges und Annehmlichkeiten leichter erlangen, sondern auch jenes PLUS AN GLÜCK genießen, das andere nie fühlen.
Vermögen, die durch KOOPERATION erworben werden, hinterlassen keine Narben in den Herzen ihrer Besitzer – anders als jene, die durch Konflikt und nahe Erpressung entstehen.
Die Anhäufung materiellen Reichtums – ob zum Überleben oder Luxus – verbraucht den Großteil unserer Erdenzeit. Wenn wir diese materialistische Neigung schon nicht ändern, dann wenigstens die Methode: KOOPERATION als Grundlage.
KOOPERATION bietet den doppelten Lohn: materielle Güter und Seelenfrieden, den Habsüchtige nie kennen. Der Habsüchtige mag ein großes Vermögen ansammeln – doch er verkauft seine Seele für ein Linsengericht. Der blaue Vogel des GLÜCKS nistet nicht im Weinberg dessen, dessen Lebensphilosophie nicht auf KOOPERATION beruht. (Eine Wahrheit, die den Ohren der VERSTEHENDEN wie Poesie klingt – den anderen wie trockene Predigt.)
Und nun – willst du wissen, ob dein Lebensschiff zum Mahlstrom von Misserfolg und Niederlage oder zu den ruhigen Wassern des ERFOLGS treibt? Mach Inventur deiner Philosophie: Hake all jene Qualitäten aus der Kursgliederung ab, von denen du weißt, dass du sie gut entwickelt hast. Was du nicht abhaken kannst, zeigt, wo du treibst – und wo du reparieren musst.
Mehr Wertvolles zur KOOPERATION kann dir niemand sagen – außer du selbst. Das Vorrecht zu DENKEN und zu diskutieren liegt nun bei DIR.
"Es liegt Hoffnung in der Erkenntnis, dass jeder große Kampf Armut, Spott und vorübergehende Niederlage VOR dem Ankommen birgt."
Napoleon Hill